WESTSCHWEDEN MIT DEM WOHNWAGEN-GESPANN: DREI CAMPINGPLATZ-TIPPS AN SCHWEDENS WESTKüSTE

Nach 14 Stunden und einer geruhsamen Nacht auf der Stena Germanica oder Scandinavica, die täglich zwischen Kiel und Göteborg verkehren, taucht man direkt ein in einen Teil Schwedens, den man besten Gewissens als Destillat dessen bezeichnen darf, was das skandinavische Land ausmacht.

Da ist Göteborg, diese lebendige Großstadt, die trotzdem nicht in die Hektik anderer Metropolen verfällt. Das wald- und seenreiche Dalsland zieht aktive und naturverbundene Camper in seinen Bann, während im fast kitschig-pittoresken Bohuslän mit seinen Schären und Fischerorten, von denen vor allem Smögen einen Ruf wie Donnerhall genießt, Freunde des Salzwassers auf ihre Kosten kommen. Auch mit Campingplätzen ist die Region reich gesegnet. Drei davon und große Teile Westschwedens haben wir bei einer Tour mit dem Wohnwagen erlebt. Wir nehmen Sie ein Stück mit und zeigen Ihnen, was Sie unbedingt sehen und erleben sollten.

Das actionreiche Dalsland

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Gravelbiken? Gemütliche Touren radeln? Kajak fahren? Wandern? Oder vielleicht eine Zipline herunterrasen, Elche füttern oder sich vom hünenhaften Survival-Coach die Kunst des Feuermachens in der Wildnis beibringen lassen, um den selbst geangelten Fisch zu grillen? Das Beste am Dalsland ist, dass Urlauber das "oder" streichen und durch ein "und" ersetzen können. Die Möglichkeiten, die der waldreiche, von Flüssen, Seen und dem Dalslands-Kanal geprägte Landstrich bietet, sind phänomenal.

Dafür, dass man nicht für jedes Hobby das passende Equipment selbst dabeihaben muss, sorgt zum Beispiel das Team von Dalsland Aktiviteter. Rund um eine ehemalige Bauernsiedlung und in ausgedehnten Wäldern wurde ein Paradies für kleine und große Abenteurer geschaffen. Den rund vier Kilometer entfernten, zweckmäßig ausgestatteten, aber herrlich auf einer Halbinsel im See Laxsjöns gelegenen Campingplatz Laxsjöns Friluftsgård & Camping hat man vor einigen Jahren gleich noch dazugekauft.

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Das Dalsland grenzt an den Vänernsee, den größten See Schwedens, um den seit Neuestem ein 620 Kilometer langer Radweg herumführt. Der Vänernsee war für die Versorgung der Industrie mit Holz wichtig. Ein imposanter Zeuge dieser Bedeutung ist der Dalsland-Kanal. Durch glückliche Fügung der Natur mussten nur zwölf der 254 Kilometer künstlich geschaffen werden. Den Höhepunkt der Arbeit kann man im Håverud bestaunen. Hier führt der Kanal mit einer Trogbrücke über das natürliche Flussbett.

Heute nutzen nur noch Kanuten und Freizeitskipper die Wasserstraße mit ihren 31 Schleusen, von denen noch immer etliche von Schleusenwärtern betreut werden – ein beliebter Ferienjob. Vom liebevoll gestalteten Besucherzentrum wirkt die Szenerie mit der Klappbrücke für die Eisenbahn und der Straßenbrücke eine Etage höher wie eine Modellbahnanlage. Auch für Kurzentschlossene ist die Gegend reizvoll. Dafür sorgen zahlreiche, meist schon an der Straße ausgeschilderte Badestellen, deren Parkplätze oft groß genug sind, das durchreisende Gespann aufzunehmen.

Der besondere Tipp

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Tausch für zwei Nächte? Auf dem weitläufigen Areal von Dalsland Aktiviteter stehen Glashäuser. Die "72-hour-Cabins"haben das Nötigste inklusive Heizung – aber keine echten Wände. Der Ausblick auf den Lanxsjön ist unbeschreiblich. Sorgen vor Nachbarn und anderen Neugierigen sind unbegründet: Nachts ist das Gelände menschenleer. Zur Beruhigung: Die Rezeption ist eine Viertelstunde zu Fuß entfernt.

Die Schärenküste Bohuslän

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Gemächlich tuckert "Zita III" aus dem Hafen von Kungshamn, vorbei an überwiegend roten Fischerkaten und Ferienhäusern nimmt sie Kurs auf Smögen. Die Fahrgäste sitzen im offenen gelben Holzrumpf nahe am Ruderhaus, durch dessen offenes Fenster Kapitän Martin erklärt, was uns stutzig gemacht hat: Viele der kleinen unbewohnten Inseln im Wasser sehen wie von Menschenhand behauen aus. Und das wurden sie auch: Schwedischer Granit war lange Zeit gefragt, bis der günstigere aus China den Markt dominierte.

Smögen ist nicht mehr auf Granit angewiesen. Der malerische Ort mit seiner berühmten Seebrücke und den bunten Häusern ist längst zum Touristenmagnet geworden. Im August legen Boote und Yachten aus ganz Skandinavien an, da wird auch mal heftiger, aber doch nie wirklich unsympathisch gefeiert, wie Einheimische versichern. Manch Wagemutiger sprang gar von der 20 Meter hohen Autobrücke, die seit den 70ern nach Smögen führt. Anfang Juli entfaltet das Städtchen noch seinen unwiderstehlichen Charme, den sehr intensiv erlebt, wer sich ein Frisch-Fisch-Dinner mit Blick aufs Wasser in Skärets Krog gönnt. Das lohnt sich. Versprochen!

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Auch Mountainbike-Reifen haften exzellent auf Granit, wie wir auf einer Tour mit Bike-Guide Niklas Skogh erfahren. Der hat einen ganzen Stall edler E-Mountainbikes auf dem Gelände des Campingplatzes Johannesvik und zeigt, wie man die Küste diesseits des Wassers absurft. Zwischendrin laden immer wieder traumhafte Badestellen ein, das Bike abzustellen. Und am Ende des Trips kühlt das aus natürlichen Zutaten selbstgemachte Eis auf dem weitläufigen Campingplatz.

Wer Süßes gerne mag, sollte in Kungshamn in die Hamns Bageriet gehen, wo es die besten Zimtschnecken Westschwedens geben soll – behauptet zumindest Niklas, der Bike-Guide. Ansonsten dominieren Fisch und Meeresfrüchte die Stadt. Knapp 50 Kilometer weiter nördlich und ein Stück weg von der Küste erweckt das Vitlycke Museum eindrucksvoll und interaktiv die Bronzezeit zum Leben. Wer mag, darf sogar alleine die Felszeichnungen erkunden.

Der besondere Tipp

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Man kann Smögen auch per Auto, Fahrrad und zu Fuß über die 20 Meter hohe Smögenbron erreichen. Doch stilvoller und interessanter ist die Anfahrt übers Wasser. Seit 1927 bringt Familie Karlsson mit ihren drei Holzbooten Passagiere von Kungshamn nach Smögen und zurück. Preis: 50 Kronen (20 für Kinder bis 12 Jahre). Wie in Schweden üblich, kann man bequem per Swish-App bezahlen. Oder natürlich bar.

Die Hauptstadt Göteborg

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Viele junge Menschen prägen das Stadtbild Göteborgs. Das liegt einerseits an der Universität, andererseits auch daran, dass im Großraum viele große Industrieunternehmen angesiedelt sind. Göteborg ist mit knapp 600.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt nach Stockholm mit knapp einer Million Einwohnern. Über 20 Prozent aller Schweden leben allein in den drei größten Städten.

Göteborg ist reich an Sehenswürdigkeiten – und damit ein vielleicht willkommener Kontrast nach Tagen, vielleicht sogar Wochen im dünn besiedelten Rest des Landes. Da die Fähre nach Kiel in Göteborg ablegt, lässt sich der Stadtbesuch ideal mit der Rückreise kombinieren. Einen guten Startpunkt für einen oder mehrere Tage in Göteborg bildet der große kommunale Campingplatz Lisebergsbyn. Mit der Straßenbahn 5 sind es von hier nur wenige Haltestellen bis ins Zentrum.

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Auf der anderen Seite schließt der ganzjährig geöffnete Platz direkt an die Natur an. Wichtig ist, rechtzeitig eine Parzelle zu reservieren. Denn der traditionsreiche Vergnügungspark Liseberg zieht jährlich viele tausend Besucher an. Flaneure kommen auf Kungsportsavenyen auf ihre Kosten.

Familien sollten unbedingt Zeit für das Universeum einplanen. Das interaktive Wissenschaftszentrum begeistert mit seinem Tropen-Zoo und Ausstellungen zu Biologie, Astronomie und Technologie. Ein Highlight im Wortsinne und erst im Sommer eröffnet: der Wisdome auf dem Dach des Universeums. Noch ein Wort zum Bezahlen in Schweden: Bargeld hat fast ausgedient. Kreditkarte und Smartphone genügen überall – auch auf dem dünn besiedelten Land.

Der besondere Tipp: Wisdome

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Der Wisdome auf dem Dach des interaktiven Naturwissenschaftsmuseums "Universeum" ist eines der modernsten 360-Grad-Kinos der Welt. Absolutes Highlight ist das Programm "Vast". Auf Basis echter Daten aus Nasa-Weltraumteleskopen wurde in fast zehn Jahre währender Arbeit eine tief berührende Reise durchs Universum programmiert. Allein für diese Vorführung lohnt es sich, nach Göteborg zu reisen.

Campingplatz-Tipps

Laxsjöns Friluftsgård & Camping

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Auf einer eigenen Halbinsel im See Laxsjön, einem Abschnitt des Dalsland-Kanals gelegen. Ebenes, kaum parzelliertes Wiesengelände ohne aufwendige Bepflanzung. Badestrand und Badesteg, im Sommer warmer See. Geschäft mit frischem Brot jeden Morgen, Nahrungsmittel, Eis, Süßigkeiten, Andenken, Angelausrüstung und Fremdenverkehrsinformation. Restaurant (auch abends), Minigolf, Riesentrampolin, Kettcars, Boote, Kanus, Baden und Angeln. Idealer Ausgangspunkt für Besichtigungen des Dalsland-Kanals und Action bei Dalsland Aktiviteter. Zweckmäßige, aber saubere Sanitärbereiche. 22 ha, 240 Touristenplätze, 40 Dauercamper, 24 Mietunterkünfte. Ganzjährig geöffnet. Vergleichspreis* 31,32 Euro.

Lisebergsbyn

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Innenstadtnaher und trotzdem ruhig gelegener Campingplatz, der vom Freizeitpark Liseberg betrieben wird. Gepflegte Anlage mit großem, sauberem Sanitärgebäude. Kinderspielplatz. Zugangskarten werden pro Person ausgegeben. Restaurant mit Frühstücksservice und Minimarkt. Naturschutzgebiet Delsjö mit Fitnessstrecke, Wanderwegen, Frisbeegolf direkt nebenan. 4,2 ha, 179 Touristenplätze, 79 Mietunterkünfte. Ganzjährig geöffnet.

Johannesvik Camping & Stugby

Langgestreckte, ruhig gelegene Campinganlage mit großer, ebener Campingwiese und weiteren ebenen und begrünten Stellflächen zwischen Felsen. Am Platz: Restaurant, Kinderspielplatz, eigene Eisproduktion, Zugang zum Meer. Einfache, kleinere Sanitärgebäude. Sportmöglichkeiten im nahe gelegenen Wald. 25 ha, 182 Touristenplätze, 189 Dauercamper, 50 Mietunterkünfte. Ganzjährig. Vergleichspreis: 51,73 Euro.

Ramsvik Stugby & Camping

Kleiner Platz, von Ferienhütten geprägt, auf einer Halbinsel gegenüber der Gemeinde Hunnebostrand. 10 Kilometer nördlich von Smögen. Eigener Strand, Restaurant. Angeln ohne Schein erlaubt. Guter Ausgangspunkt für Wassersport und Ausflüge entlang der Schärenküste. 20 Touristenplätze, 123 Mietunterkünfte. Saison von Ende April bis Ende September. Vergleichspreis: 44,83 Euro.

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