IST DAS DIE NEUE BMW R 12 GS?: LUFTGEKüHLTE BOXER-GS ALS RETRO-ENDURO VON BMW

Im Interview kündigte der neue BMW-Motorrad-Chef Markus Flasch eine neue GS mit luftgekühltem Boxer an. MOTORRAD hat derartige Erlkönige schon gesehen.

Flasch macht Träume wahr. So scheint es, denn im exklusiven Interview mit MOTORRAD schürte der neue Mann alte Glut. Bisherige Tabu-Themen von BMW Motorrad liegen kurz nach dem Start von Markus Flasch in dementifreier Klarheit auf dem Tisch. Eins davon ist ein Herzensthema alter Enduristen und dürfte der BMW-Händlerschaft ebenfalls gut passen: eine leichtere Boxer-GS mit luftgekühltem Motor.

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BMW R 12 GS als Erlkönig

Was Markus Flasch im Interview im März 2024 im Grunde bestätigte, hatte MOTORRAD wohl schon im Sommer 2021 vor der Linse: eine Enduro mit luftgekühltem Boxer, Vorderrad in 21 Zoll (53,34 cm) und – seit der Präsentation der neuen R 12 nineT bekannt – einem neuen Rahmen. In Gänze deutlich mehr HP2 Enduro als Urban G/S, und das waren die beiden letzten reduzierten Boxer-Konzepte als Enduro. 2021 war das ein Erlkönig ohne konkreten Bezug, heute ist es ein mehr oder weniger bestätigtes neues Modell.

Upside-down-Gabel und 21-Zoll-Vorderrad

Klar zu erkennen am Erlkönig ist der neue Stahlrohr-Rahmen, verwandt mit dem der 2023 vorgestellten R 12 nineT. Insbesondere die neue Lage der Airbox markiert das neue Chassis. Und wo die R nineT Urban G/S ein hip gestyltes Accesoire war, ohne jeden Anspruch auf Geländekompetenz, steht die mutmaßliche R 12 GS oder G/S hochbeinig, großrädrig und schmalbereift im Schotter. Eine Upside-down-Gabel mit 21-Zoll-Vorderrad sowie die Bereifung in 90/90-21 spricht klar für mehr und echtes Offroad. Passend dazu im Heck wohl eine 170/60-17-Rad-Reifenkombination, ebenfalls als schlauchlose Kreuzspeichen-Ausführung. Interessant: Die Paralever-Einarmschwinge scheint eine neue Konstruktion zu sein, die einen leichten Schwung nach oben im Kardantunnel mitbringt. Vielleicht, um den flacheren, dafür großflächigeren Vorschalldämpfer unterzubringen, oder um mehr Knickwinkel für mehr Ausfederweg zu erlauben.

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Echte Enduro mit langen Federwegen

Die Kreuzgelenke des Kardans setzten Grenzen, an denen bisherige R nineT-Scrambler-Umbauten mit längeren Federwegen stoppen mussten. Doch künftig will BMW offenbar deutlich mehr Federweg ab Werk bieten: Vorn reden wir von mindestens 200 bis 250 Millimeter, das Heck steht ebenfalls ziemlich hoch, was dem gesamten Fahrzeug enorme Bodenfreiheit verleiht. Aufgrund Rad- und Reifengröße hinten sind gute 250 Millimeter Bodenfreiheit errechenbar, ändert BMW auf ein Enduromaß in 18 Zoll (45,72 cm) hinten, entsprechend bis zu 25,4 Millimeter mehr.

Luft-ölgekühlter Boxer mit 1.170 Kubik und 109 PS

Im neuen Rahmen und Fahrwerk boxt der bekannte, luft-ölgekühlte Motor mit 1.170 Kubik. In der aktuellen R 12 nineT leistet der 109 PS und erzeugt 115 Nm. Werte, die bei der mutmaßlichen R 12 GS ebenfalls sinnvoll wären, wobei eine Abstimmung für mehr Drehmoment ebenso denkbar ist.

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Weniger Ausstattung ist mehr

Den Ansatz einer reduzierten GS mit dem alten, luft-ölgekühlten Boxer als echte Enduro verfolgt BMW anscheinend auch im Cockpit sehr konsequent. Das einfache Rundinstrument der R 12 nineT zeigt die wesentlichen Informationen an. Sollte BMW das Modell als R 12 GS bringen, könnte das etwas moderner aufgestellt sein und statt analogem Zeiger ein rundes TFT-Display mit Kartennavi bieten. Konsequent ebenfalls: Statt Reisepolster vervollständigt das Heck eine schmale Enduro-Sitzbank. Dazu fällt BMW-Enduristen noch ein passendes Modellkürzel ein, mit dem BMW Anfang des neuen Jahrtausends das Thema leichte Boxer-Enduro behandelte.

BMW HP2 Enduro 2005 – 2006

2005 brachte BMW die HP2 Enduro. Den Antrieb nahm BMW aus dem K25-Regal, also von der letzten luft-ölgekühlten R 1200 GS, und pflanzte den Boxer in ein neues Chassis. Dieses hatte seinen Ursprung im Rallye-Dakar-Chassis der R 900 RR, mit der BMW 2001 die Rallye fuhr, allerdings ohne Erfolg beendete. Bei der HP2 Enduro sparte BMW, wo es nur möglich war: Motor ohne Ausgleichswelle, kleiner Tank aus Polyethylen, Upside-down-Gabel statt Telelever, kein ABS, kein Hauptständer, keine Koffer. Lohn der Abspeckmühen: knapp unter 200 Kilo fahrfertig. Mit Super Plus leistete der ausgleichswellenlose Boxer, damals noch ohne dohc-Ventiltrieb, 105 PS und drückte 115 Nm. Allerdings nur 2 Jahre, 2006 gab BMW die Enduro zugunsten der HP2 Megamoto mit 17-Zoll-Rädern auf. Ganz so extrem dürfte das Serienmodell des gezeigten Erlkönigs nicht werden, allerdings kaum so weichgespült wie es die R nineT Urban G/S war.

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Kommt die neue BMW R 12 GS schon 2024?

Noch ist das Jahr 2024 jung, und für BMW gibt es zur Rückkehr des jährlichen Motorrad-Treffens nach Garmisch sowie bei den Messen EICMA und Intermot einige Termine, an denen die luftgekühlte GS präsentiert werden könnte. Noch gibt es keine konkreten Hinweise – über die Ansagen von BMW-Motorrad-Chef Markus Flasch hinaus.

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