MOTORRAD FäHRT DIE NEUE APRILIA RS 457 : MIT DER RS 457 UND 48 PS AUF DIE RENNSTRECKE

Die neue Aprilia RS 457 nutzt mit 48 PS bei 175 Kilogramm vollgetankt die A2-Limits voll aus. MOTORRAD fuhr die neue RS auf der Rennstrecke.

Erste Erlkönig-Fotos von der neuen Mittelklasse-Aprilia RS tauchten bereits Anfang 2023 auf. Im September 2023 schuf Aprilia Tatsachen: Die neueste RS heißt Aprilia RS 457. Sie ist die erste Aprilia, die Piaggio im indischen Werk in Baramati bei Pune produziert. Produktionsstart war im Dezember 2023. Im März 2024 fuhr MOTORRAD die neue RS 457 von Aprilia auf der Rennstrecke.

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Aprilia RS 457 mit 48 PS für die Klasse A2

Mit der neuen Aprilia RS 457 drängt der italienische Hersteller in die umkämpfte A2-Klasse der Sportmotorräder, die maximal 48 PS (35 kW) Leistung haben dürfen. Und genau diese Leistung bringt der neue Twin mit 457 Kubik. Doch die A2-Klasse ist in Bezug auf die Leistung auch an das Gewicht gebunden: 35 Kilowatt Leistung müssen mit 175 Kilogramm Mindestgewicht (fahrbereit) einhergehen. Diesen Wert trifft die Aprilia RS 457 nach Werksangaben ebenfalls exakt. Und das ist in dieser Klasse außergewöhnlich, denn bisher blieben die Modelle um 400 Kubik von KTM und Kawasaki mit beiden Werten darunter oder jene von anderen Herstellern beim Gewicht deutlich darüber. Somit ist die neue Aprilia RS 457 aktuell das einzige A2-Modell mit maximaler Leistung und minimalem Gewicht.

Erste Fahrt mit der Aprilia RS 457

Dass es Aprilia selbst in dieser Kategorie sportlich-ernst meinen, beweist der Veranstaltungsort der Fahrpräsentation der neuen RS 457: Modena. Ein kleiner Kurs mit eher kurzer Start/Ziel-Geraden, eng abgesteckt und technisch mit dem einen oder anderen Kniff versehen. Schön hängt der Motor am Gas, fühlt sich trotz seines ordentlichen Drehmoments schwungmassenarm und leicht an. Nur in den ganzen oberen Drehzahlregionen mag er dann nicht mehr so gerne, zwischen 9.000/min und 11.000/min lässt er nach und vibriert dann spürbar. Das Getriebe punktet derweil mit kurzen Schaltwegen und arbeitet sauber, der optionale Quickshifter plus Blipper für rund 220 Euro bekommt eine klare Empfehlung.

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Einfaches Fahrwerk aus Indien

Was die Handlichkeit der Aprilia RS 457 betrifft, könnte sie mutmaßlich den neuen Klassenbestwert unter den sportlich ausgerichteten A2-Bikes setzen. Sensationell wendig legt der 48-PS-Sportler um und wedelt völlig unbeschwert von Kurve zu Kurve – echt spritzig! Obwohl die Fahrwerkskomponenten vom indischen Hersteller Gabriel eher einfach gehalten sind (einstellbar ist jeweils nur die Vorspannung), liegt die Aprilia stabil genug bei höherer Geschwindigkeit auf der Geraden als auch in tiefer Schräglage um den Kurvenscheitel.

Die Dämpfung der Federelemente als auch die Rückmeldung allgemein befriedigen die Wünsche eines erfahrenen Racers eher weniger, aber im Gesamtpaket funktionieren das leichte, recht präzise Chassis und das Fahrwerk ordentlich. Dass die extra für den Präsentationsevent aufgezogenen Pirelli Supercorsa SP V4-Reifen diesen Eindruck stark unterstützen und vor allem den Grip massiv pushen, liegt auf der Hand. Mit den serienmäßigen TVS Eurogrip Protorq-Gummis (ein indisches Fabrikat) würde der Kurvenspeed wohl vorsichtiger ausfallen. Die Bybre-Bremse mit 320-mm-Scheibe liefert übrigens den Leistungsdaten der Maschine entsprechende Verzögerung, wenn der Druckpunkt auch etwas undefiniert wirkt und nach einigen schnellen Turns dezent in Richtung Griffgummi wandert.

Fein regelnde Traktionskontrolle

Elektronisch liefert ein Bosch-ABS zwei unterschiedliche Modi, einen schärferen mit deaktivierter Funktion am Hinterrad sowie einen weiteren für die normale, also tagtägliche Nutzung. Außerdem gibt es insgesamt drei unterschiedliche Fahrmodi, eine abschaltbare Traktionskontrolle mit drei Stufen sowie einen Laptimer. Das Elektronikpaket ist nicht IMU-gestützt, sondern arbeitet mit vereinfachter Sensorik. Auf Stufe 1, dem geringsten Eingriff, regelt die Traktionskontrolle auf der Rennstrecke dennoch einwandfrei.

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Funktionale Ergonomie

Ob die Aprilia RS 457 nur für die Rennstrecke taugt? Mitnichten. Zwar sind wir bei der Präsentation ausschließlich auf der abgesperrten Piste gefahren, aber die entspannte Ergonomie aus 800 mm Sitzhöhe, nicht zu aggressivem Kniewinkel und relativ weit oben, breit ausgestellten Lenkerhälften kann garantiert auch Alltag.

Erstes Fazit zur neuen Aprilia RS 457

In ihrem Segment könnte sich die A2-Maschine kraft ihrer Eigenschaften definitiv als top-sportliches Eisen etablieren – wofür man über die nicht überall ganz so liebevolle Anfassqualität des einen oder anderen Teils hinwegsehen muss.

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Aluminium-Brückenrahmen

Derzeit einzigartig im Reigen der A2-Renner ist der Brückenrahmen der Aprilia RS 457 aus Aluminium. Er kommt optisch dem der RS 660 auffällig nah, ist allerdings für die RS 457 neu konstruiert und erinnert an alte RS 125-Zeiten mit glänzendem Alu-Rahmen auf dem Schulhof. Das angeschraubte Heck ist aus Stahl gefertigt, ebenso die zweiarmige Hinterradschwinge. Schließlich muss Aprilia wohl etwas Stahl einsetzen, um auf die 159 Kilo Trockengewicht und die 175 Kilo Mindestgewicht zu kommen.

Aprilia RS 457 mit 150er-Hinterreifen

Das Fahrwerk der Aprilia RS 457 besteht außerdem aus einer Upside-down-Telegabel mit 41 Millimeter Standrohrdurchmesser, einstellbarer Vorspannung und 120 Millimeter Federweg. Die Schwinge federt und dämpft ein Zentralfederbein ohne Umlenkung, einstellbar in Vorspannung und Zugstufe, mit 130 Millimeter Federweg. Die Rad-Reifenkombination besteht aus Alu-Felgen mit 17 Zoll (43,18 cm) Durchmesser, bereift in 110/70 vorn und 150/60 hinten, auf ersten offiziellen Fotos mit einfachen Reifen von TVS.

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Race-ABS von Aprilia

Brembo-Ableger Bybre liefert die Bremsanlage für die Aprilia RS 457, bestehend aus einem 4-Kolben-Monoblock vorn mit einer 320er-Scheibe. Hinten verzögert ein einzelner Kolben eine Scheibe mit 220 Millimeter Durchmesser. Beide sind verbunden durch ein Dual-Channel-ABS, am Hinterrad ist das ABS abschaltbar.

Moderne Elektronik

Wie erwähnt, bei Motor und Chassis der Aprilia RS 457 kleckert Piaggio nicht und klotzt bei der Elektronik ebenfalls: TFT-Farb-Display mit 5 Zoll (12,7 cm) Diagonale und Fernbedienung am Lenkerende über hinterleuchtete Schalter, LED-Beleuchtung rundum sowie Ride-by-wire gehören zur Ausstattung. Letzteres erlaubt 3 Fahrmodi und eine dreifach einstellbare oder abschaltbare Traktionskontrolle. Ein Quickshifter ist optional verfügbar sein.

Was kostet die neue Aprilia RS 457?

Am 7. September 2023 stellte Aprilia die neue RS 457 in 3 Farben vor, die alle in Deutschland ab 7.199 Euro kosten. Der optionale Quickshifter mit Blipper kostet rund 220 Euro Aufpreis. Die vergleichbare KTM RC 390 mit Einzylinder-Motor, 43,5 PS (32 kW), 155 Kilo Trockengewicht und ähnlicher Ausstattung kostet 6.849 Euro. KTM produziert diese Modelle übrigens ebenfalls in Indien, bei Partner Bajaj.

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