NEUE INDIAN SCOUT-FAMILIE 2024 IM FAHRTEST: SO FäHRT DIE NEUE INDIAN SCOUT MIT üBER 100 PS

Die neue Indian Scout kommt ab Modelljahr 2024 mit neuem Rahmen, mehr Hubraum und Leistung. Mit 5 Modellen über 100 PS will Indian sämtliche Cruiser-Typen bedienen. MOTORRAD fuhr die neue Scout-Familie.

2015 führte Indian die erste Scout der Neuzeit ein. Im auffälligen Alurahmen steckte ein neuer wassergekühlter Motor mit 1.133 Kubik, 95 PS und 97 Nm Drehmoment. Bis 2021 war sie selbst als kleinere Version mit 980 Kubik immer stärker als die damals noch luftgekühlten Sportster von Harley-Davidson. Deren Generationenwechsel zu Wasserkühlung, 1.252 Kubik und 122 PS brachte Indian in der Klasse wohl unter Zugzwang. Am 2. April 2024 kam die neue Scout. Besser: die neuen Scouts. Denn mit gleich 5 Modellen will Indian gegen die erstarkte Sportster antreten. Und so fahren die neuen Modelle.

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Mehr Drehmoment in allen Lebenslagen

Der neue Motor der Indian Scout Familie macht mächtig Laune. Er ist ein echter Schritt nach vorn vom Antrieb der Vorgängermodelle. Ging der alten Scout oben heraus ein wenig die Puste aus, schiebt der neue Motor über das komplette Drehzahlband hinweg ordentlich nach vorn. Zudem wandert die Tachonadel erst ab 9.000/min in den roten Bereich, zuvor war bereits 2.000/min vorher das Ende der Fahnenstange erreicht. Das reichlich vorhandene Drehmoment von über 100 Nm setzt direkt oberhalb der Leerlaufdrehzahl kräftig ein und lässt bis in hohe Drehzahlen nicht nach – ein Garant für gelassenes Cruisen ebenso wie sportliche Dynamik.

Neuer V2 mit zu wenig V2

Das Leistungsplus der Indian 101 Scout von 4 PS im Vergleich zu den anderen vier Modellen macht sich nur minimal bemerkbar. Etwas deutlicher fallen die Unterschiede zwischen den drei Fahrmodi aus, die in den Ausstattungsvarianten Limited und Limited + Tech enthalten sind. Diese ändern zwar nichts an der Leistung, aber am Ansprechverhalten und der Gasannahme. Engagierte Fahrer werden jedoch vom Sport Modus lediglich bei nassen Straßen abrücken. Das Einzige, was man dem neuen Motor der Indian Scout vorwerfen kann, ist, dass er fast ein wenig zu gutmütig ist, fast schon unauffällig verrichtet der Antrieb seine Arbeit. Das echte V2-Feeling schimmert nur manchmal durch.

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Fahrwerk und Bremsen: Licht und Schatten

Eine echte Freude ist das Fahrwerk der neuen Indian 101 Scout. Die Upside-Down-Gabel und die voll einstellbaren Federbeine führen den Cruiser mit einer herrlichen Stabilität durch jede Kurve. Das feine Feedback schenkt Vertrauen in allen Situationen. Trotzdem muss der Fahrer auf Komfort nicht verzichten. Bei den übrigen Modellen sieht das leider etwas anders aus, obwohl das Fahrwerk insgesamt gut funktioniert. Die Telegabel hält die Front nicht ganz so stabil in der Spur wie bei der 101 Scout, die Agilität geht ein wenig verloren und der Komfort leidet – vor allem bei der Scout Bobber. Bei ihr sind mit nur 51 mm Federweg im Heck sind Nehmerqualitäten gefragt. Da vermag selbst der gut gepolsterte Sitz nicht mehr alle Gullideckel glattzubügeln. Die 101 Scout und Sport Scout lenken mit ihrem 19-Zoll-Vorderrad etwas williger ein als die restlichen drei Modelle mit 16-Zoll-Bobber-Bereifung. Ein ähnliches Bild zeichnen die Scout beim Bremsen. Während die Doppelscheiben-Brembo-Anlage der 101 überzeugt, lässt die einzelne Scheibe vorn bei den anderen Modellen ein wenig Biss vermissen.

Erstes Fazit zu den neuen Indian Scout-Modellen

Die neue Indian Scout ist – egal in welcher Ausführung – ein echter Fortschritt. Vor allem der launige Motor macht mit seinem kernigen Antritt großen Spaß. Wer das Maximum an Fahrfreude erleben will, sollte auf jeden Fall in die 101 Scout investieren. Die sieht nicht nur rattenscharf aus, sondern fährt von allen Modellen am besten. Besonders für die hochwertigeren Fahrwerkskomponenten und die kräftigere Bremse lohnt es sich, etwas tiefer in den Geldbeutel zu greifen.

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Alte Scout 101 stand Modell für Indian Scout 2024

Als "all new" Scout, also eine komplett neue Scout teaserte Indian Mitte März 2024 das neue Modell. Im Teaser-Video stand eine alte Scout 101 Modell, gebaut zwischen 1928 und 1931. Und wie die 101 einst, ist die neue Scout wirklich eine Neuentwicklung. Mit Abschied vom bekannten, wülstigen Alurahmen mit riesigen Profilen, hin zu einem schlanken Rohrrahmen, wie es Indian bei den Chief-Modellen 2021 tat. Im schlankeren Rahmen ein zwar nicht gänzlich neuer, dafür größerer Twin.

Neuer V2 Motor von Indian

Der V2 der neuen Indian Scout ist zwar nicht komplett neu entwickelt, doch massiv überholt. Aus 1.133 Kubik werden durch eine um 5 auf 104 Millimeter vergrößerte Bohrung 1.250 Kubik Hubraum. Es bleibt bei 73,6 Millimetern Hub, was den Motor durch die größere Bohrung noch kurzhubiger auslegt. Interessant: Indian erhöht die Verdichtung im Brennraum von 10,3:1 auf 12,5:1. Lohn der Arbeit: Maximal 108 Nm bei 6.300 Touren und 111 PS bei 7.250 /min leistet der V2 im Top-Modell Scout 101.

Die neue Indian Scout 101

Im Laufe der bald 10 Jahre, in denen Indian die Scout baut, hat das Modell zahlreiche Ableger in alle Cruiser-Segmente hervorgebracht. Mit der Blaupause der alten Indian 101, die durch ihr Handling beliebt war bei Rennfahrern, bei Hillclimbern und selbst heute in alten Steilwandbahnen fährt, passte für MOTORRAD der Blick auf die aktuelle Sport Chief als Vorlage für die neue Scout. Und nicht nur den Stil der 101 bringt Indian in die neue Scout ein, sondern vererbt das Kürzel dem neuen Top-Modell der Reihe. Und wie die erwähnte Sport Chief rüstet Indian die 101 beim Fahrwerk massiv auf. Vorn mit einer voll einstellbaren USD-Gabel mit 43 Millimeter Tauchrohrdurchmesser und 150 Millimetern Federweg, hinten stehen 76 Millimeter Federweg der voll einstellbaren Federbeine mit Ausgleichsbehälter wie gehabt recht flach zwischen Schwinge und Chassis.

Sportbremse im Cruiser

Insgesamt 9 Bremskolben, verteilt auf 3 Bremssättel bieten den 111 PS und 109 Nm Einhalt. Vorn in Form 2er radial angeschraubter Brembo-Sättel Typ M4, kombiniert mit 2 Bremsscheiben à 320 Millimeter Durchmesser. Hinten eine für einen Cruiser überraschend kleine Bremse mit einem Kolben und 298 Millimeter Scheibendurchmesser. Wohl ein Tribut an den vergleichsweise hohen Federweg vorn. Bereift in 130/60 B19 vorn und 150/80 16 hinten, je auf 5-Speichenfelgen montiert.

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Stärker, dafür leichter

Neben der Hubraumerweiterung, Leistungssteigerung und einem neuen Fahrwerk wurde das Chassis getauscht – Alu gegen Stahl. Trotzdem wiegt die neue Indian Scout 101 mit 249 Kilo fahrfertig 1 Kilo weniger als die aktuelle Scout Rogue. In den Tank passen 13 Liter Benzin.

Vollausstattung im Top-Modell

Keine Überraschung: Indian schickt die neue Scout 101 als Top-Modell mit der maximalen Ausstattung los. Inklusive der sogenannten Pakete "Limited" und "Tech". "Limited" bringt Traktionskontrolle, Tempomat, USB-Ladestecker und 3 Fahrmodi mit. Das "Tech"-Paket ergänzt das aus den Chief-Modellen bekannte runde TFT-Display mit Kartennavi und Connectiviy, das übrigens 101 Millimeter Durchmesser misst. Weiterhin ein Key-less-Go-System und einen Bike Locator per App. Indian bietet die neue Scout 101 in Sunset Red Metallic und Ghost White Metallic. Die Preise startet in Deutschland bei 18.890 Euro.

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Neue Indian Sport Scout

Die neue Indian Sport Scout ist im Grunde die Basis für die neue Indian Scout, da sich beide den Stil mit der Halbschale und der Einzelsitzbank teilen. Wesentliche Unterschiede sind bei Motor und Fahrwerk zu finden. Anders abgestimmt leistet der V2 mit 1.250 Kubik in der Sport Scout 107 PS und 108 Nm bei gleichen Drehzahlen der 101 von 7.250 und 6.300/min. Ebenfalls etwas weniger leistet das Fahrwerk: Vorn verbaut Indian eine Telegabel mit 41er-Standrohrdurchmessern und 120 Millimeter Federweg, hinten stehen in Vorspannung einstellbare Federbeine mit 76 Millimeter Federweg wie gehabt flach am Chassis.

Weniger Sportbremse in der Sport Scout

Abgespeckt hat Indian ebenso an der Bremsanlage vorn: Nur noch eine 298-mm-Scheibe mit halb-schwimmendem 2-Kolben-Sattel stehen auf der Haben-Seite. Hinten: gleicher Scheibendurchmesser, mit einem Kolben weniger im Sattel. Erneut interessant: Trotz starker Änderung der Hardware ist die Sport Scout nur ein Kilo leichter als die 101, darf mit 449 Kilo maximal genauso viel wiegen. Gleich bei Sport Scout und 101: Bereifung und Reifendimensionen.

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Farben und Ausstattung der Sport Scout

Indian bietet die neue Sport Scout in 3 Varianten mit entsprechender Farbauswahl. Als Standard nur mit ABS, analogem Rundinstrument und in Black Metallic. Das Upgrade auf "Limited" mit Tempomat, Traktionskontrolle und Fahrmodi erhöht die Farbauswahl auf Black Smoke, Storm Blue und Nara Bronze Smoke. Das Top-Modell Sport Scout Limited und Tech mit dem TFT-Display ist nur in Black Smoke zu haben. Die Preise startet in Deutschland bei 15.690 Euro.

Neue Indian Super Scout

Das dritte neue Modell der Indian Scout-Familie ist die Super Scout. Ein klassischer Cruiser á la Harley Heritage. Mit Windschild, Lederkoffer und nur in Vollausstattung zu haben. Der Motor ist nur in der Sport-Scout-Abstimmung zu haben. Größte Änderung gegenüber den beiden vorherigen Scout ist die neue Bereifung vorn in 130/90B16, hinten bleibt es bei 150/80 16.

Dito das Fahrwerk, das von den Zahlen her dem der Sport Scout entspricht, ebenso die Bremsanlage. Durch das Mehr an Ausstattung und die Drahtspeichenräder steigt das Gewicht der Super Scout auf 268 Kilogramm. Interessenten können zwischen den Farben Black Smoke und Maroon Metallic wählen. Die Preise startet in Deutschland bei 18.990 Euro. Übrigens: Bisher haben alle neuen Scout eine Sitzhöhe von 654 Millimetern.

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Neue Indian Scout Bobber

Die neue Scout Bobber ist das einzige Modell der Familie, das den Namen aus der alten Generation übernimmt. Angetrieben vom neuen V2 in der Sport-Scout-Abstimmung kürzt Indian die hinteren Federbeine massiv ein, was die Sitzhöhe auf 649 Millimeter und die Bodenfreiheit von 113 auf 109 Millimeter senkt. Bereift ist die neue Scout Bobber mit den Dimensionen der Super Scout, also vorn wie hinten mit 16 Zoll (40,64 cm) Durchmesser und 130/60 vorn sowie 150/80 hinten. Und: Die Scout Bobber ist mit 246 Kilo fahrfertig das leichteste Modell der neuen Baureihe und sogar noch 6 Kilo leichter als die aktuelle Bobber.

Farben und Ausstattung der neuen Scout Bobber

Indian bietet die neue Scout Bobber in 3 Varianten und insgesamt 6 Farben: Als Standard in Black Metallic, als Limited in Black Smoke und Sunset Red Metallic und als Top-Version Limited+Tech in Black Smoke, Spirit Blue Metallic und Nara Bronze Metallic. Die Preise startet in Deutschland bei 15.390 Euro.

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Neue Indian Scout Classic

Das Motto der neuen Indian Scout Classic: Minimaler Auftritt mit einem Maximum an Chrom. Im Grunde ist die Classic eine Super Scout ohne Schild und Taschen, dafür mit dem Einzelsitz der 101 und Sport Scout. Der Motor leistet wie gehabt 107 PS und 108 Nm, nur die 101 ist stärker. Fahrwerk und Bereifung entsprechen ebenfalls der Super Scout, ebenso die Sitzhöhe und Bodenfreiheit. Woher die 6 Kilo Mehrgewicht auf 252 Kilo zur Bobber kommen, ist nicht klar zu erkennen. Wahrscheinlich tragen die Drahtspeichenfelgen einen Teil der Verantwortung dafür.

Farben und Ausstattung der neuen Indian Scout Classic

Indian bietet die neue Scout Classic in den 3 Ausstattungsvarianten "Standard", "Limited" und "Limited+Tech" an. Insgesamt stehen 5 Farben zur Wahl: Der Standard-Lack ist Black Metallic, die Limited kommt in Silver Quartz Smoke und die Limited+Tech in der 2-Farb-Lackierung Ghost White und Sunset Red. Die Preise startet in Deutschland bei 15.690 Euro.

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