ALFA ROMEO JUNIOR: EIN NAME MIT VERGANGENHEIT

Wer sich für Autos interessiert, wird es verfolgt haben: Das in Polen gebaute neue kleine SUV von Alfa Romeo darf nicht mehr Milano heißen. So zumindest protestierte die italienische Regierung. Also hat die Marke einen neuen Namen aus dem Hut gezogen, der angeblich mit in der engeren Auswahl war: Junior.

Eine Bezeichnung mit Tradition und durchaus passend, da oft für Einstiegsmodelle genutzt. Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick in die Vergangenheit werfen. Hier finden Sie übrigens alle Infos zum neuen Junior von Alfa Romeo.

Alfa Romeo Giulia GT 1300 Junior/GT 1600 Junior

Alfa Romeo Giulia GT 1300 Junior

Die 1962 präsentierte Limousine der Alfa Romeo Giulia und das 1963 folgende Coupé mit dem Namenszusatz GT werden von der Öffentlichkeit begeistert aufgenommen. Beide Modelle entwickelten sich zum Verkaufsschlager und zu Ikonen der Marke.

Basis für den wirtschaftlichen Erfolg ist eine der ersten Anwendungen der kostengünstigen Plattformstrategie. Limousine, das unter Oldtimer-Fans weltweit als "Bertone" bekannte Coupé sowie die seltenen Kombi- und Cabriolet-Versionen teilen sich weitgehend die Technik.

1966 rundet Alfa Romeo die Coupé-Baureihe – für die ab 1968 der Namenszusatz Giulia entfällt – mit reduzierter Ausstattung und 1,3-Liter-Motor nach unten ab. Als Antrieb dient der weitgehend aus Leichtmetall gefertigte Vierzylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen in der Variante mit 1.290 Kubikzentimeter Hubraum, der zuvor auch bereits für die Limousine eingeführt worden ist. Die Leistung von 89 PS bei 5.500 Touren und das satte Drehmoment ermöglichen sportliche Fahrleistungen. Die Höchstgeschwindigkeit von über 170 km/h ist der Beweis dafür.

Der Alfa Romeo GT 1300 Junior ergänzt die Coupé-Varianten GT 1600 Sprint, GT Veloce mit 1.750-Kubikzentimeter- beziehungsweise später 2,0-Liter-Motor sowie GTA, die legendäre Leichtbau-Version als Homologationsmodell für den Motorsport. Ab 1971 wird auch eine GT Junior-Variante mit 1,6-Liter-Motor angeboten.

Das Ziel des Alfa Romeo GT 1300 Junior ist es, ein jüngeres Publikum anzusprechen, das auf der Suche nach einem außergewöhnlichen und exklusiven Auto zu vertretbaren Kosten für Anschaffung und Betrieb ist. Zwar sind ein Ford Capri oder Opel Manta mit ähnlicher Leistunng deutlich günstiger, dennoch ist der erste Junior ein Erfolg: Bis zum Produktionsende 1976 verkauft Alfa Romeo fast 92.000 Coupés mit dem Schriftzug GT Junior.

Giulia GTA 1300 Junior/GTA 1300 Junior Corsa

Alfa Romeo Giulia GTA 1300 Junior

Parallel zum Werksengagement in der Klasse für Fahrzeuge mit mehr als 1,6 Liter Hubraum unterstützt Alfa Romeo in den 1960er-Jahren auch Privatfahrer in der 1,3-Liter-Kategorie. Zu diesem Zweck entsteht 1968 der 1300 GTA als kleiner Bruder des 1600 GTA. Auch der Junior hat eine auf das Stahlblechskelett genietete Leichtmetallkarosserie, allerdings mit größeren hinteren Radausschnitten. Insgesamt wird der extrem teure Leichtbau beim Serienmodell nicht ganz so akribisch angewandt wie beim 1600 GTA.

So verzichtet man beispielsweise auf die Plexiglasfenster und die Magnesiumfelgen. Die zuvor aus Elektron gefertigten Motorkomponenten werden nun aus Aluminium hergestellt. Dafür ist das Sperrdifferenzial beim 1300 GTA Junior serienmäßig an Bord. Die Innenausstattung ist mit schwarzem Kunstleder bezogen, die vorderen Sitze ähneln denen des Alfa Romeo Giulia Sprint 1750 GT Veloce.

Am Motor ändert sich in erster Linie die Bohrung - die Verkleinerung von 82 auf 67,5 Millimeter ergibt einen Hubraum von 1.290 Kubikzentimetern. Doppelzündung und die beiden 45er Doppelvergaser werden übernommen. So stehen serienmäßig 96 PS zur Verfügung. Autodelta liefert den Vierzylinder in Corsa-Variante mit bis zu 160 PS aus.

Alfa Romeo Giulia GTA 1300 Junior

Die Ölwanne ist im Vergleich zum 1600er-Motor vergrößert, nun müssen 9,7 statt zuvor sechs Liter Schmierstoff sorgsam warm gefahren werden. Alternativ zu den Vergasern wird auch eine Spica-Einspritzanlage homologiert. Sie bringt zwar nur fünf PS Leistungszuwachs, gleichzeitig bessert sich aber das Ansprechverhalten besonders bei niedrigen Drehzahlen deutlich.

Ab Sommer 1968 wird der GTA Junior zur Messlatte in der 1300er Klasse. 1969 gewinnt Enrico Pinto (Italien) den Tourenwagen-Europapokal in dieser Hubraumkategorie, 1970 ist Carlo Truci (Italien) der Champion. Karl Wendlinger senior holt sich den Titel in der österreichischen Tourenwagen-Meisterschaft.

Alfa Romeo Giulia GTA 1300 Junior Race

Am 1. Januar 1970 homologiert Alfa Romeo für den GTA Junior Karosserieteile nach, die den Kleinen auf GTAm-Format mutieren lassen. Nun sind dicke Kotflügelverbreiterungen zulässig, unter die bis zu neun Zoll breite Felgen passen. Die Verbreiterungen sind ebenso aus Kunststoff hergestellt wie ab diesem Datum auch Hauben, Türen und Armaturenträger. Außerdem werden unterschiedliche Zylinderköpfe angemeldet, 1974 sogar einer mit vier Ventilen pro Brennraum.

Derart aufgerüstet bleibt der GTA Junior ein siegfähiges Auto in der 1300er-Division, sei es auf der Rundstrecke, am Berg oder bei Rallyes. 1972 verhilft er Alfa Romeo sogar zu einem weiteren Europameister-Titel wiederum vor Ford und BMW - mit neun Divisionssiegen in neun Rennen.

Junior Zagato

Alfa Romeo Giulia GT 1300 Junior Zagato

Vermutliche das Schärfste aller Junior-Modelle ist der Alfa Romeo Junior Zagato. 

Er wird von 1969 bis 1975 vom italienischen Karosseriehersteller Zagato produziert. Der Entwurf des Fahrzeugs stammt von Ercole Spada. Hergestellt wird die Karosserie bei Zagato, dort erfolgt auch die Endmontage. Die Technik stammt im Wesentlichen von der Alfa Romeo Giulia. Auch Vertrieb und Service übernimmt Alfa Romeo. Das Fahrzeug wird erstmals auf dem Turiner Autosalon 1969 vorgestellt.

Bedingt durch seinen hohen Preis bleibt der Junior Zagato selten. Die erste Serie mit der Bezeichnung GT 1300 (Typ 105.93) entsteht bis 1972 mit einer Stückzahl von 1.108 Exemplaren. Die zweite Serie namens GT 1600 (Typ 115.24) wird von 1972 bis 1975 in nur 402 Exemplaren hergestellt. Dank guter Aerodynamik erzielte das Fahrzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h bzw. 185 km/h.

Alfa Romeo GT 2000 Junior Zagato „Periscopica“

Der Junior Zagato basiert auf der Bodengruppe des Alfa Spider, allerdings ist der Radstand im Vergleich zur Giulia Sprint GT um zehn Zentimeter kürzer. Bei der Serie 1 wurde die Bodengruppe nur bis zu den Hinterrädern verwendet, das Heckteil war spezifisch für den Zagato und benutzte einen dem Alfa Montreal ähnlichen Tank und eine sehr unpraktische Unterbringung des Reserverads in einer versteckten Mulde.

Bei der Serie 2 wurde der gesamte Unterbau samt Kofferraumboden des Alfa Spider benutzt und damit auch dessen Tank und Reserveradmulde. Dadurch wurde das Heck des Zagato um zehn Zentimeter länger als bei der ersten Serie.

Spider 1300 Junior/Spider 1600 Junior

Alfa Romeo Spider 1300 Junior

Die Premiere des Alfa Romeo Spider 1750 findet im Januar 1968 auf der Motorshow in Brüssel statt. Gleichzeitig läuft die Produktion der 1600er-Version nach über 6.000 gebauten Exemplaren aus.

Mit dem größeren Motor steigt aber der Preis des Alfa Romeo Spider in Deutschland auf 13.575 Mark. Damit ist der Wunsch vieler junger Leute nach einem offenen Alfa Romeo nur noch schwer zu erfüllen. Immerhin gibt es einen VW Käfer zu dieser Zeit für weniger als 6.000 Mark. Als Abrundung der Baureihe nach unten präsentiert die Mailänder Traditionsmarke daher schon 1968 den Spider 1300 Junior.

Wie schon bei der Limousine Giulia und der Junior-Variante des Coupé Giulia GT steckt unter der Haube der bewährte 1,3-Liter-Vierzylinder, der sich konstruktiv praktisch nur im Hubraum vom 1600er-Triebwerk unterscheidet. Mit 89 PS erfordert der kurzhubig ausgelegte Vierzylinder hohe Drehzahlen, erst ab 4.000 Touren legt er sich richtig ins Zeug.

Alfa Romeo Spider 1600 Junior

Der mit 10.990 Mark im Vergleich zum Alfa Romeo Spider 1750 Veloce rund 2.500 Mark günstigere Preis schlägt sich zusätzlich in einer abgespeckten Ausstattung nieder. So fallen die Scheinwerfer-Abdeckungen aus Plexiglas ebenso dem Rotstift zum Opfer wie der Stabilisator an der Hinterachse und einige Chromelemente - und der Zigarettenanzünder. Außerdem wird das Holz- durch ein Kunststoff-Lenkrad ersetzt.

145 Junior/146 Junior

Alfa Romeo 145 Junior

Alfa Romeo 146 Junior

Obgleich Alfa Romeo ab 1972 mit Alfasud, Alfa 33 oder dem Arna verschiedene kompakte Autos herausbringt, herrscht lange Ruhe in Sachen Junior. Erst bei 145 und 146 kehrt der Name im Jahr 1998 zurück.

Der Alfa Romeo 145 Junior hat eine sportlichere Optik als die Serienfahrzeuge. Enthalten sind unter anderem die lackierten Seitenschweller des 145 Quadrifoglio Verde, allerdings mit Junior-Schriftzug anstelle des grünen QV-Emblems, lackierte Außenspiegelgehäuse und Türgriffe, eine Tieferlegung des Fahrwerks und 15 Zoll große Leichtmetallräder im Fünf-Loch-Design.

Im Innenraum finden sich Lederlenkrad und Lederschaltknauf wieder. Motorenseitig kommen der 1.4 T.SPARK und der 1.6 T.SPARK zum Einsatz.

MiTo Junior

Alfa Romeo MiTo Junior

2008 kommt der bislang kleinste Alfa Romeo auf den Markt. 2012 ergänzt die Marke das Variantenangebot bei dem Kleinwagen um den neu konzipierten MiTo 1.4 8V Junior mit 78 PS. Gegenüber dem Einstiegsmodell ist der "Junior" zusätzlich mit einer Audioanlage (inklusive CD-Player, sechs Lautsprechern und Antenne), elektrisch verstell- und beheizbaren Außenspiegeln, Start&Stopp-System, einer Klimaanlage sowie speziellen 15-Zoll-Leichtmetallrädern des Typs "Junior" (Reifen-Dimension: 185/65er) ausgestattet.

Modelljahr 2014: Ab sofort kann der MiTo Junior nun auch mit dem 0.9 8V TwinAir bestellt werden; dieser Hightech-Benziner leistet in der neuen Version 105 PS. Ergänzt wird die Ausstattungsversion Junior durch einen Turbodieseldirekteinspritzer (1.3 JTDM 16V Eco, 85 PS). Fun Fact: Damit heißt das Auto sowohl Milano (das Mi bei MiTo) und Junior.

Giulia "GT Junior"/Stelvio "GT Junior"

Alfa Romeo Stelvio GT Junior und Giulia GT 1300 Junior

Im Oktober 2021 kommt es zur vorerst letzten Nutzung des Namens Junior vor dem Jahr 2024. Die Sondermodelle Alfa Romeo Giulia GT Junior und Stelvio GT Junior sind eine Hommage an den Alfa Romeo GT 1300 Junior. Die limitierten Sonderserien basieren auf den besonders sportlichen Ausstattungsvarianten VELOCE.

Optisches Erkennungszeichen ist die klassische Karosseriefarbe "Ocra Lipari". Der Innenraum bietet elektrisch verstellbare Ledersitze mit Stickerei "GT Junior" an den vorderen Kopfstützen und Ziernähten. Auffallend an der Armaturentafel sind Schriftzug und Silhouette des Alfa Romeo GT 1300 Junior aus den 1960er-Jahren.

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Für die Sondermodelle stehen zwei Motorisierungen zur Wahl: ein 2,2-Liter-Turbodiesel mit 154 kW (210 PS) Leistung und ein Turbobenziner mit 2,0 Litern Hubraum, der 206 kW (280 PS) produziert. Beide weitgehend aus Aluminium gefertigten Vierzylinder sind immer mit Allradantrieb kombiniert. In allen Konfigurationen ist ein Achtstufen-Automatikgetriebe Serie, die Kraftübertragung zur Hinterachse erfolgt über eine aus Kohlefaser gefertigte Kardanwelle.

Neben der exklusiven Karosseriefarbe bieten beide Sondermodelle serienmäßig Leichtmetallräder im Fünfloch-Design, beim Alfa Romeo Stelvio GT Junior im 21-Zoll-Format, bei der Alfa Romeo Giulia GT Junior in 19-Zoll-Größe. Die Preise für das Sondermodell der Giulia beginnen in Deutschland bei 63.000 Euro, der Stelvio GT Junior ist ab 69.000 Euro zu haben.

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